[1] Klage, klage Bülbül, wenn du mein Freund bist,
Wir sind beide verliebt, die Klage ziemt uns.
[2] Wo die Locke des Freundes Geruch aushauchet,
Was hat dorten zu thun die Moschusblase?
[3] Bringet, bringet mir Wein, mein Kleid zu färben,
Denn ich taumle von Stolz und heiße weise.
[4] Unerfahrenen ziemt die Lust des Haar's nicht,
Die Durchtriebenen schlägt der Vogt in Ketten.
[5] Ein verborgenes Ding erregt die Liebe,
Weder Lippen noch Flaum sind dieses Etwas.
[6] Nicht die schöne Gestalt, nicht Maal und Wangen,
Tausend Dingerchen sinds im Herzensraube.
[7] Nicht ein Körnlein verwirft der wahre Weise
Um den Atlas des Manns, der tugendleer ist.
[8] Freylich ist es nicht leicht zu dir zu kommen,
Schwer ists steigen hinauf zum Freudenhimmel.
[9] Ihren Wonnegenuß fand ich im Schlafe,
O des seligen Schlafs, ich neid' ihn wachend.
Sieh das Ende der Qual ist angelanget,
Doch ich fürchte das End' ist Kälteanfang.
[10] Reiz mit Klagen Hafis! das Herz nicht, schweige,
Denn das ewige Glück hat, wer nicht klaget.